Phase 1 – 1004 (ausgewählt)
Stefan Tischer Landschaftsarchitekt, Berlin
Verfasser: Stefan Tischer
Mitarbeit: Evelina Faliagka
Architekturwerkstatt Jochen Karl, Schwanau
Verfasser: Jochen Karl
Mitarbeit: Moritz Maria Karl
Einbindung im Stadtraum
Im Geflecht der Grünverbindungen von der Berliner Innenstadt bis zu den „Faulen Seen“ und der offenen Landschaft bei Malchow soll das Sportforum ein unverwechselbarer, intensiv nutzbarer und trotzdem markanter und nachhaltiger, parkartiger Stadtbaustein werden, der sich von den umliegenden Grünräumen, wie dem St. Andreas und St. Markus Friedhof oder dem Volkspark Prenzlauer Berg im Charakter unterscheidet, aber durch Alleen in das städtische Netzwerk eingebunden ist.
Wesentliches Element ist die künftige Sportarena, die als Solitär in Referenz an das ursprüngliche Konzept der 50er Jahre (von Walter Schmidt & Scharlipp) ohne axiale Bezüge das Zentrum des Sportforums manifestiert, deren Neubau aber ein Landschaftsbauwerk (Topographie und dichte Baumpflanzung) „in Berliner Tradition“ (Max-Schmeling-Halle, Velodrom, …) sein soll.
Die Erschließung und die Zugänge vom Stadtraum aus werden durch dichte Säulenpappelreihen weithin sichtbar unterstrichen, so dass sowohl vom äußeren Stadtraum wie vom Inneren des Sportforums die Eingänge Orientierung schaffen. Neben diesen Zugängen soll der ruhende Verkehr unter lockerer Baumbepflanzung angeordnet werden (großteils bereits Bestand).
Identität und Charakteristik
Neben dem beschriebenen Orientierungssystem der linearen Pappelreihen und der lockeren, parkartigen Baumbepflanzung gibt es vielfältige Sichtbeziehungen, die die in den Park integrierten Gebäude, vor allem aber die sportlichen Aktivitäten erlebbar machen. Dagegen werden physisch ausgeprägte, lineare Achsen sowohl baulich also auch durch Wege etc. ausgeschlossen. Die Neubauten sind neben und zwischen den denkmalgeschützten Bestandbauten locker und ringartig um den baumbestandenen Hügel der neuen Sportarena gruppiert und werden als „organische Architektur“ in Leichtbauweise mit ökologischen Baustoffen (Holz und nachwachsende Rohstoffe) und nachhaltiger Betriebstechnik geplant, prägen sich vor allem aber durch eine organische, räumliche Form aus, die mit der Landschaft in Dialog steht. Dem freien Bewegungskonzept ohne Axialbezüge, sondern mit „Blicken“, wie in einem Landschaftspark entspricht das Netz der Wege, die sich zuweilen platzartig aufweiten, teilweise auch baumbestanden sind und in verschiedenen Oberflächenmaterialien (davon ein Großteil versickerungsaktiv!) ausgeprägt werden, ohne Nutzerhierarchisierungen zu zeigen. Die Fritz-Lesch-Straße mit der Aufwertung des Olympiastützpunkts, einer Kindertagesstätte und dem Neubau der Sportlerherberge mit Gastronomie wird dabei in das Netz einbezogen und hat eher Platz- und Parkcharakter, wirkt also nicht wie eine Straße. Der als Park nutzbare Teil des St. Andreas und Markus Friedhofs wird durch eine direktere Durchwegung zur besseren Anbindung des SLZB genutzt und vorrangig naturschutzfachlich entwickelt (größere zusammenhängende Flächen für den Artenschutz, die im Sportforum nicht verwirklichbar sind).
Vegetation
Die Vegetation integriert den vorhandenen Baumbestand, wobei lineare Strukturen sich mittelfristig in lockere Baumgruppen integrieren. Neben den heimischen Arten, werden auch auf standortgerechte Arten, die dem Klimawechsel Rechnung tragen und den parkartigen Charakter unterstreichen gepflanzt. Dabei wird auf die Nachhaltigkeit in Nutzung und Pflege geachtet.
Regenwassernutzung und -versickerung
Wo eine Dachbegrünung nicht möglich oder ökonomisch vertretbar ist, wird das anfallende Regenwasser in Zisternen gesammelt und für ein Brauchwassernetz und zur Bewässerung der Grün- und Sportflächen genutzt. Überlaufbereiche und Wegeentwässerungen werden in dezentralen Mulden gesammelt und versickert, die als wechselfeuchte Bereiche das erlebbare Spektrum der Vegetation bereichern und mit Aufenthalts- und Spielflächen im Wegenetz verbunden werden. Diese dezentrale und punktuelle „negative“ Topographie steht im Dialog zur markanten „positiven“ Topographie der neuen Sportarena.