2. Preis 1010

1. Entwicklungsstufe

2. Entwicklungsstufe

Vertiefungsbereiche

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bbzl böhm benfer zahiri landschaften, Berlin
Verfasser: Ulrike Böhm, Katja Benfer, Dr. Cyrus Zahiri

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Arbeit wird kontrovers diskutiert. Überzeugend ist die „unaufgeregte“ Geste einer großzügigen „Grünen Mitte“ und die Bildung schöner Gebäudeensembles. Auf den Bestand wird angemessen reagiert, die zurückhaltende und flache Bebauungsstruktur erzeugt einen sympathischen Gesamteindruck.

Positiv ist die Konzentration des Bauvolumens im Süden als Lärmschutz zur Wohnbebauung hervorzuheben, die Anordnung der Ersatzspielstätte Fußball ist in der Überarbeitung verbessert.

Kritisiert wird die Setzung der nördlichen Gebäuderiegel (Beachvolleyballhalle und Bogensporthalle/Leichtathletik/Fußball) in Hinblick auf die räumliche Klarheit im Verhältnis zueinander und der trennenden Wirkung von Nord nach Süd.

Die Eingangssituation am Weißenseer Weg wird als zu kleinteilig und für einen Auftakt zum Sportforum als nicht angemessen empfunden. Die städtebauliche Reaktion auf die Umgebungen hätte stärker herausgearbeitet werden können. Die Funktionalität und die Entwicklungsmöglichkeit in mehreren Baustufen werden aus sportfachlicher Sicht positiv bewertet. Die neue Lage der Bogensportanlage auf den Bestandsanlagen erscheint jedoch problematisch.

Die gute Öffentlichkeit des „Grünen Campus“ durch den Rundweg mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten wird hervorgehoben. Jedoch wird die Belegung der Mitte rein mit Fußballfeldern als Campusidee in Frage gestellt.

Die Wegeverbindungen wirken wenig differenziert und hierarchisiert, wodurch eine Orientierung erschwert wird. Eine weitere Ausarbeitung der Knotenpunkte und Kreuzungen wäre wünschenswert. Dies trifft auch auf das östliche Ende des Loop und sein Verhältnis zum angrenzenden Straßenraum zu.

Der Umgang mit unterschiedlichen Vegetationstypen im Hinblick auf die Steuerung der Öffentlichkeit wird sehr positiv bewertet. Das damit verknüpfte Entwässerungskonzept und die gelungene räumliche Umsetzung in wegebegleitende „urban wetlands ist hervorzuheben. Das Regenwasserkonzept ist insgesamt schlüssig und stützt die angestrebten Ziele zur Klimaanpassung.

Die Stärke der Arbeit besteht vor allem in der funktionalen und räumlichen Qualität der ersten Entwicklungsstufe. Bereits in der ersten Entwicklungsstufe erzeugen die aufgebauten Wegebeziehungen eine räumliche Struktur und ein Gerüst zur weiteren Entwicklung. Es wird diskutiert, ob für die zweite Entwicklungsstufe die städtebaulichen und freiräumlichen Leitideen stark genug sind, um langfristig eine Identität für das Sportforum zu entwickeln.

Erläuterungstext Teilnehmer

Die anstehenden Veränderungen des Sportforums eröffnen zwei wichtige Chancen: Zurzeit ist das Sportforum überwiegend ein Ort für Sportler – künftig wird sich das Areal auch stärker für die Stadtgesellschaft öffnen. Anknüpfend an die stadtökologischen Funktionen des Berliner Nordostens können die anstehenden Neuordnungen einen wichtigen Beitrag zu Klimaresilienz und innovativem Wassermanagement leisten. Dazu werden folgende entwurflich-räumliche Setzungen vorgeschlagen:

Wegegerüst: Das Areal wird durch ein übersichtliches Wegegerüst gegliedert. Die Erschließung verbindet die angrenzenden Stadtbereiche und Grünräume miteinander. Ein Rundweg – der ‘Loop’ – fungiert dabei als zentraler Verteiler im Areal.

Grüner Campus: Umschlossen vom Loop entsteht ein grüner Campus als langgestreckte grüne Fuge. Die Fläche richtet sich bewusst an alle Teile der Stadtöffentlichkeit und kombiniert dazu unterschiedliche Angebote zu Aufenthalt, Sport und Spiel. Sie unterstützt zudem die bestehende Kaltluftleitbahn und knüpft im Norden und Süden an bestehende Grünflächen an.

Sport-Cluster: Wegegerüst und grüner Campus gliedern das Areal in vier Cluster mit jeweils eigenen Themen-Schwerpunkten. Die Cluster bündeln bestehende und neu hinzukommende Sportangebote. Die Schwerpunktbildung vereinfacht die Orientierung vor Ort und unterstützt Synergien.

Urban Wetlands: Zusammen mit dem Wegegerüst entsteht auf dem Areal ein zusammenhängendes Muldensystem als aufeinander abgestimmtes Entwässerungssystem. Damit kann das anfallende Oberflächenwasser vor Ort versickern. Gleichzeitig gliedern die Modellierung das Areal und unterstützt die Orientierung.

Wegegerüst

Zu Gunsten eines hohen Grünanteils werden die Wege- und Erschließungsflächen auf ein Minimum reduziert. Vorgeschlagen wird ein einfaches und übersichtliches Gerüst bestehend aus dem ‘Loop’ als zentralen Rundweg und zwei seitlichen Kurzschlüssen zur Fritz-Lesch- und zur Konrad-Wolf-Straße. Das gesamte Wegegerüst priorisiert FußgängerInnen und RadfahrerInnen.

Über den Loop sind dabei verschiedene Qualitäten und Atmosphären erlebbar:

Der großzügig ausgebildete Haupteingang bildet Entrée und Auftakt in das Sportforum. Der südliche Verlauf des Loops erschließt öffentliche Nutzungen und Austragungsstätten. In diesem Abschnitt ist eine hohe öffentliche Frequentierung zu erwarten, insbesondere bei Veranstaltungen. Entsprechend sind hier – auf und entlang des Loops – besondere Angebot an Aufenthalts- und Bewegungsmöglichkeiten vorgesehen. Die Nordseite des Loops verbindet den Haupteingang mit dem baumbestandenen Friedhofsareal und dem Schul- und Leistungssportzentrum. Dieser Bereich ist weniger stark öffentlich frequentiert.

Durch das Wegegerüst wird das Areal stärker zu den umliegenden Stadt- und Grünräumen geöffnet. Dazu gehören die KGAs ‘Langes Höhe’ und ‘Am Volkspark’, der Volkspark Prenzlauer Weg, der St. Andreas und St. Markus Friedhof, das Schul- und Leistungssportzentrum sowie die neuen Quartiere entlang der Hohenschönhauser Straße/Konrad-Wolf-Straße. Die Hauptwege unterscheiden sich dabei klar von den inneren Wegesystemen.

Der Grüne Weg Hönow wird in das neue Wegekonzept mit einbezogen. Er wird zukünftig in das Zentrum des Sportforums verlegt. Von dort verläuft er Richtung Süden nach Friedrichshain und zur Stadtmitte. Nach Nordosten führt er über Oranke- und Obersee, Hohenschönhausen und Marzahn nach Hönow. Innerhalb des Sportforums markiert der Grüne Weg die Hauptquerungsmöglichkeit in Ost-West-Richtung.

Loop und Grüner Campus

Loop und Grüner Campus bilden Identifikations- und Orientierungsmerkmal für das Sportforum. Bewusst fassen sie unterschiedliche Sport- und Bewegungsformen zusammen – in einer Spannweite zwischen regelbasierter Nutzung und freier Aneignung. Gleichzeitig machen sie die besonderen stadtökologischen Funktionen des Areals erlebbar. Der Loop greift den südwestlich angrenzenden Grünzug auf und verbindet ihn mit dem nordöstlich anschließenden Friedhofsareal. Darüber hinaus werden Ober- und Orankesee entlang des ‘Grünen Wegs Hönow’ angebunden. Dazu wird vorgeschlagen, dass der ‘Grüne Weg’ von der Fritz-Lesch-Straße in den Campus verlegt wird. Er verbindet den Haupteingang nördlich entlang des Loops über den Friedhofsbereich mit dem Orankesee.

Campus und Loop richten sich insbesondere an die Stadtöffentlichkeit und bieten dazu ein breites Angebot an Aufenthalts-, Sport- und Spielmöglichkeiten an. Bewusst werden hier Sportangebote integriert, die auch durch den Breiten- und Schulsport genutzt werden. Dazu gehören:

Radtrainingsstrecke

Die Strecke fasst die zentral im Grünen Campus angelegten Fußballfelder ein. Sie wird für vereins- und verbandsgebundene Trainings genutzt, erlaubt aber auch eine öffentliche Nutzung.

Laufband

Das Laufband begleitet die gesamte Strecke des Loops. Es bietet eine spezielle für den Laufsport ausgelegte Oberfläche und Markierungen für die zurückgelegte Strecke.

Fitnessroute

Neben dem auf Geschwindigkeit ausgelegten Laufband bietet die Fitnessroute ein abwechslungsreiches Bewegungsangebot. Als geschwungener Weg, passiert die Route verschiedene ‘Fitnessinseln’. Die Inseln bieten jeweils ein spezifisches Angebot aus Ausdauer-, Calisthenics-, Trimmdich-, Spiel- und anderen Aktionsgeräten. Ergänzend vorgesehen sind Orte, die bewusst nutzungsoffen bleiben, um niedrigschwellige und weniger formelle Sport- und Bewegungsarten zu ermöglichen.

Skatingbahn

Die Skatingbahn liegt am nördlichen Abschluss des Loops. Sie wird punktuell durch vereins- und verbandsgebundenes Training genutzt, erlaubt aber auch eine öffentliche Nutzung.

Bolzplatz und Fußballtrainingsfelder

Die Fußballtrainingsfelder werden durch vereins- und verbandsgebundenes Training genutzt. Ergänzend liegt am nördlichen Abschluss des Grünen Campus ein öffentlicher Bolzplatz

Südlich entlang des Loops werden mehrere Bauten vorgeschlagen, die öffentliche Nutzungen aufnehmen und zudem Versorgung bei den geplanten Sportveranstaltungen sicherstellen: Als Auftakt am Haupteingang befindet sich ein Pavillon mit gastronomischem Angebot. Der Eingangsbereich des zentralen Mobility Hub bietet Platz für einen kleinen Nahversorger. Das Erdgeschoss der Sportarena nimmt einen Fan-Shop und ein Bistro auf. An der Zuwegung von der Fritz-Lesch-Straße können ergänzend im Funktionsgebäude der Fußballspielstätte ein weiteres Bistro oder ein Minimarkt untergebracht werden.

Sport-Cluster

Die Sport-Cluster bündeln sich ergänzende Sportarten und ermöglichen so kurze Wege und Synergien. Funktionsgebäude, Sporthallen und Außenanlagen stehen dabei in direktem Bezug zueinander und unterstützen sich funktional. Die vorgeschlagene Hierarchisierung erleichtert die Orientierung. Gleichzeitig entstehen jeweils überschaubare sowie störungsarme Umgebungen für den Leistungssport, für intensives Training und konzentriertes Arbeiten.

Die Sport-Cluster sind außerdem Grundlage für das Wegeleitsystem des Sportforums: Die vier in Plan und Raum klar ablesbaren Cluster sind nach ihrer geographischen Lage benannt und somit auch für ortsfremde Gäste schnell nachvollziehbar. Unterstützt werden kann die Zuordnung durch die den Clustern zugewiesenen Farbcodes in der Beschilderung. In den Clustern sind die Gebäude jeweils zu kompakten Einheiten gebündelt und erleichtern die Orientierung zusätzlich.

Modularität

In den Sport-Clustern werden mehrere Gebäude zu kompakten Einheiten zusammengefasst. Für die Entwicklung von Erschließung, zugeordneten Freiräumen und Sportflächen kommt ein modulares System zum Einsatz, welches sich leicht in ein Gestaltungshandbuch übertragen lässt. Die Module beschreiben jeweils zugeordnete Funktionen, Materialitäten und den Versiegelungsgrad. Im Verlauf der Entwicklung des Sportforums schaffen sie so ein robustes Freiraumgerüst, das auf verschiedene Phasen und Anforderungen reagieren kann. Zu den Modulen gehören:

Modul Parkstation

In den Parkstationen werden ergänzende und barrierefreie Stellplätze für den MIV und Fahrräder für jeweils mehrere Gebäude und Nutzungen gebündelt. Sie werden nach Möglichkeit zwischen den Gebäuden platziert, um Stellplätze in Richtung öffentlichem Freiraum und Sportfeldern zu vermeiden. Die Platzierung korrespondiert zusätzlich mit den Eingängen der angrenzenden Gebäude. Dieses Modul ist mit befestigten Belägen wie Asphalt und Betonplatten für Zu- und Anfahrten sowie den barrierefreien Stellplätzen ausgestattet.

Modul Freiraum

Das Modul Freiraum bietet gebäude- oder nutzungsbezogene kleinteilige Freiräume. Die Oberflächen sind dabei offener ausgeprägt mit Rasenflächen, durchgrünten Betonplatten, Rasenlinern oder wassergebundene Wegedecken um Spielgeräte und Fahrradstellplätze. Ergänzt werden einzelne Baumsetzungen. Das Freiraum-Modul kann nutzungs- und kontextabhängig angepasst werden, und sollte eher im Anschluss an umgebende öffentliche Räume oder im Bereich der Eingänge von Gebäude platziert werden.

Modul Gebäude

Das Modul Gebäude bringt jeweils variable Gebäude in eine einheitliche freiräumliche Einfassung.

Modul Sport

Das Modul Sport erlaubt eine Einfassung verschiedener, den Gebäuden zugeordneten Sportflächen in einheitlichen Materialien und Zugängen.

Erschließung und Stellplätze

Über den ÖPNV ist das Sportforum primär von den Haltestellen ‘Sportforum’ am Weißenseer Weg und ‘Sandinostraße’ und ‘Simon-Bolivar-Straße’ an der Konrad-Wolf-Straße zu erreichen. Von dort führen Haupteingang und Eingang Süd jeweils direkt in das Sportforum.

Für den öffentlichen MIV ist das Sportforum vom Haupteingang am Weißenseer Weg bis zum neuen Mobility Hub in Anschluss an die Sportarena befahrbar. Über diesen Zugang werden wichtige öffentliche Einrichtungen sowie die am Eingang liegende Gastronomie und das Verwaltungsgebäude erreicht.

Davon getrennt liegt der Loop als Erschließungsring als zentraler Verteiler im Areal. Er wird vorrangig von FußgängerInnen und RadfahrerInnen genutzt. Darüber hinaus nimmt er die Zuwegung für die zufahrtsberechtigten NutzerInnen sowie Anlieferung und Rettung auf. Eine Einrichtung als Einbahnstraße reduziert das Verkehrsaufkommen. Ergänzend befinden sich untergeordnete und kontrollierte Zugänge an den Kurzschlüssen zur Fritz-Lesch- und der Konrad-Wolf-Straße. An diesen Zugängen sind zusätzlich Kiss-and-Ride-Zonen vorgesehen.

Der in der Nähe des Haupteingangs gelegene Mobility Hub nimmt die Stellplätze für den MIV auf. Neben den 600 öffentlichen Stellplätzen können im Mobilty Hub auch die Stellplätze für das Hotel sowie Stellplätze für Fahrräder untergebracht werden. Der Loop und das ergänzende Wegegerüst verknüpfen den Mobility Hub mit den verschiedenen Sportclustern. Die direkte Nähe zu Dreifachsporthalle und die Sportarena mit Hotel sowie der Fußballarena ermöglicht eine gute Anbindung bei den geplanten Sportveranstaltungen sowie Tagungen.

Weitere Radstellplätze sowie ergänzende und barrierefreie Stellplätze für den MIV sind in den Sport-Clustern verteilt. Sie bilden jeweils kompakte ‘Parkstationen’ und sind bedarfsabhängig durch Stellplätze für Busse, Medien oder Rettungskräfte ergänzt. Die Bündelung der Stellplätze ermöglicht eine Erschließung mehrerer Gebäude und Nutzungen durch eine Parkstation.

Freiraumtypen und Vegetation

Ähnlich dem modularen Aufbau der Sport-Cluster, der Gebäudenutzungen und ihrer angrenzenden Freiflächen werden vier Freiraumtypen zur Entwicklung vorgeschlagen. Sie definieren im Sinne einer Entwicklung gemäß Gestaltungshandbuch Qualität, Pflegeaufwand und Vegetation für den jeweiligen Freiraumtyp. Die Typen fördern so eine zielgerichtete und im Realisierungsaufwand reduzierte Entwicklung. Als Freiraumtypen vorgesehen sind:

Grüner Campus

Der Grüne Campus soll als großzügig zugeschnittene gepflegte Liege- und Spielfläche möglichst zusammenhängend bleiben. Entsprechend werden nur wenige Hauptquerungen vorgeschlagen. Der Grüne Campus nimmt neben der Radtrainigsstrecke und den Fußballfeldern auch die öffentlich nutzbare Fitnessroute mit den angelagerten Fitnessinseln auf.

Urban Wetlands

Die Urban Wetlands betonen das übergeordnete Wegesystem im Sportforum. Als wegbegleitende Flächen integrieren sie die Funktionen des vorgesehenen Entwässerungssystems. Es wechseln sich hier schmale und leitende Entwässerungsmulden mit großflächigen Entwässerungsbereichen ab. Sie sind als besondere Freiraumelemente erlebbar. Die Mulden sind leicht vertieft ausgebildet. Sie schaffen gezielt naturnahe diverse Bereiche.

Offenes Grün

Das offene Grün ist den angrenzenden Gebäuden zugeordnet. Die extensiven Wiesenflächen werden durch einzelne Gehölzgruppen gegliedert und besitzen eine ruhige Atmosphäre.

Sportfelder

Die Sportfelder nehmen diverse Sportnutzungen auf. Diese sind in Abhängigkeit ihrer vorgesehenen Nutzung in Material und Dimension unterschiedlich ausgeführt.