3. Preis 1006

1. Entwicklungsstufe

2. Entwicklungsstufe

Vertiefungsbereiche

Modellfoto

Galerieansicht

ARGE QUERFELDEINS + OCTAGON

QUERFELD EINS Landschaft I Städtebau I Architektur, Dresden
Verfasser: Annegret Stöcker, Frank Großkopf, Daniel Stöcker-Fischer

OCTAGON Architekturkollektiv, Leipzig
Verfasser: Julia Köpper , Henry Fenzlein
Mitarbeit: Serafima Kreusch, Quentin Pages, Marijke Kiparski

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Leitidee des Entwurfs geht vom Freihalten der Mitte des Geländes aus und sieht die Bebauung entlang der Ränder vor. Die Idee wird vom Preisgericht als nachvollziehbar gesehen und positiv bewertet.

In der ersten Entwicklungsstufe wird bereits zwischen dem Eingang am Weißenseer Weg und der Eisporthalle eine Promenade ausgebildet, die als erstes Ordnungssystem im Freiraum gut erkennbar ist. Als gelungen wird die Umlenkung dieses kraftvollen freiräumlichen Elements an der Eisporthalle Richtung Friedhof gesehen.

Die Positionierung der Gebäude in der ersten Entwicklungsstufe ist sinnvoll erfolgt. Die Lage der Freianlagen der Bogensporthalle am Boulevard ist baulich gefasst und bietet sicherlich spannende Einblicke.

Ob es auf Grund des baulichen Zustandes sinnvoll ist, das bestehende Vereinshaus in seiner Grundstruktur zwischen der Bogensporthalle und geplanten Sportarena zu erhalten, müsste geprüft werden. Die Bedeutung des Gebäudes in der dann geschaffenen Situation wird kritisch bewertet.

Mit erhöhtem baulichen Aufwand verbunden ist die Erstellung des Funktionsgebäudes Fußball, das in der ersten Entwicklungsstufe geteilt und in der zweiten Entwicklungsstufe ergänzt werden muss. Diese Entscheidung führt in der zweiten Entwicklungsstufe zu einer guten räumlichen Fassung im Umfeld der Eisporthalle. Positiv bewertet wird die Eingrünung des Gebäudeensembles Eissporthalle/Trainingshalle/Eisschnellhalle.

In der zweiten Entwicklungsstufe wird die Promenade baulich gefasst. Hier findet die Arena eine gute Adresse und Einbindung. Die Abstandsfläche zur südlichen Wohnbebauung wird als deutlich zu gering angesehen. Hier wird auch infrage gestellt, ob das Hotel als Teil der südlichen Arenalängswand richtig angeordnet ist. Positiv ist der bauliche Schallschutz, der an dieser Stelle gegenüber der Wohnbebauung entsteht.

Das Parkhaus ist am Weißenseer Weg zwar gut positioniert, dennoch wird angezweifelt, dass es gegenüber der denkmalgeschützten Großen Sporthalle einen angemessenen Auftakt für das Sportforum bildet.

Als zweites Ordnungselement wird ein Loop eingefügt, der die Erlebbarkeit des Gebietes stärkt und in das bestehende Fußwegenetz des Geländes sowie des Friedhofs in gelungener Weise eingebunden ist. Weil das große Areal mehrere Zugänge verträgt, wäre die Anbindung des Loop an die Konrad-Wolf-Straße von Vorteil. Im Zusammenhang mit den angrenzenden Nutzungen werden an den Ecken des Loop kleine besondere Orte herausgearbeitet. Bis auf den Vorschlag des südlichen Eingangs zur Arena werden diese Orte befürwortet.

Ein weiteres verbindendes Element stellt die Erschließungsachse in Nordsüdrichtung dar, an deren nördlichem Ende das Gebäude für den Olympiastützpunkt gut positioniert ist.

Für die Identität des Ortes wird der Erhalt des Herbergsgebäudes positiv bewertet.

Die freigehaltene Mitte wird für Fußballspielfelder genutzt. Sie sind versetzt angeordnet und bilden in Zwischenräumen kleine Restflächen, die für das Wassermanagement genutzt werden. Die Idee wird positiv gesehen, deren Gestaltung erscheint noch beliebig.

Insgesamt bietet der Beitrag eine gute Grundlage für die stadträumliche Entwicklung des gesamten Gebietes.

Erläuterungstext Teilnehmer

GRÜNER PULS – NEUE LAND­SCHAF­TEN FÜR DAS SPORT­FORUM BERLIN

Gesamtkonzept:

Leitidee des Entwurfs „Grüner Puls“ ist die Schaffung einer attraktiven begrünten Sportlandschaft im Herzen des Sportforums, welche sich im städtischen Grünzug von Ost nach West eingliedert und neue Qualitäten im Berliner Freiraum generiert. Das Konzept nimmt in Anlehnung an den ursprünglichen Rahmenplan aus dem Jahr 1954 die morphologischen Begebenheiten des Ortes auf und sieht eine klar ablesbare Grundstruktur vor, in der vorhandene Achsen, Baumbestände und Bestandsbauten die Entwurfsgrundlagen bilden.

Im Herzen des Sportforums werden offene Sportfelder und -anlagen neu geordnet und mithilfe natürlicher Freiraumelemente miteinander zu einem vielfältigen grünen Sportpark verstrickt. Eine klare Hierarchie der Durchwegung, in der die „Allee der Athleten“ als Hauptachse fungiert und der „Cardio-Loop“ Abwechslungsreichtum bietet, schafft Orientierung im Sportforum und mindert mögliche Konflikte zwischen Sporttreibenden und Passanten.

Entlang des Loops wird der bebaute Rand aus Bestandsbauten durch die integrative Setzung neuer Baukörper gestärkt und bildet somit einen starken äußeren Ring.

Städtebau:

Das städtebauliche Konzept der Bebauung basiert auf dem Bestand und der Morphologie des Ortes. Bestehende Achsen werden aufgegriffen und teilen das Areal in einen äußeren bebauten Ring und eine innere grüne Mitte. Der äußere bebaute Ring besteht aus klaren Baufeldern die durch die Freiraumachsen gebildet werden. Die Baufelder fügen sich aus Bestands- und Neubauten und formen als städtebauliche Figur den Rahmen der inneren Sportlandschaft. Im Kreuzungspunkt der beiden Achsen entsteht die neue Sportarena als starke Adresse und fungiert als Sonderbau in der grünen Sportlandschaft ohne dabei die städtebauliche Figur des Sportforums zu schwächen. Durch das neue Bogensportgebäude wird die Allee zusätzlich gestärkt.

Freiraum:

In der neuen grünen Mitte werden die Qualitäten eines durchgrünten landschaftlichen Sportparks mit den besonderen Anforderungen des Leistungs- und Breitensports vereint. Die ökologisch und klimatisch wertvolle Versickerungslandschaft im Freiraum basiert in ihrer Idee auf der historischen Barnimer Eiszeitlandschaft des Warschau-Berliner Urstromtals und bietet die Möglichkeit der intelligenten Regenwasserbewirtschaftung für das gesamte Gebiet. Mit sanfter Topografie, sichtbaren Subtraten und naturnahen Pflanzungen gestaltet, wird das System aus Versickerungsmulden und Verdunstungsbeeten zum grünen Rückgrat des Sportparks. Darüber hinaus werden Flächenversickerung, Dachbegrünung auf den ergänzenden Bauten und begrünte Baumrigolen entlang der Achsen Bestandteil des Regenwassermanagements. Ein Großteil des wertvollen Baumbestands wird in das neue Freiraumkonzept mit einbezogen, hinzu kommen zahlreiche neue Gehölzpflanzungen die zur klimatischen Aufwertung und ökologischen Vielfalt des Gebietes beitragen. Der Waldpark im Gebiet des Friedhofs dient als Verknüpfung zwischen dem Schul- und Leistungssportzentrum Berlin und dem Sportforum und stellt als Biotop einen neuen wichtigen Bestandteil zur Erholung neben dem Sport dar. Der erweiterte Loop bindet hier das Sportforum bis an den Orankesee an.

Entwicklungsstufen:

Entsprechend der bestehenden Abläufe und Nutzungsanforderungen wird mit dem vorgeschlagenen Phasenkonzept eine sukzessive Entwicklung gewährleistet, ohne vorhandene Abläufe zu beinträchtigen. Dabei werden Rück -und Neubaumaßnahmen sensibel mit den vorhanden Flächen -und Gebäudepotentialen in Einklang gebracht. Vorhandene Ressourcen aus Rückbau und Umbau sollen in größtmöglichem Maße wiederverwendet werden, beispielsweise ist eine Nachnutzung der Sitzschalen des bestehenden Stadions für eine spätere Freiraummöblierung vorgesehen.

In der ersten Entwicklungsstufe wird mit der „Allee der Athleten“ zunächst das zentrale Rückgrat des Freiraumkonzeptes hergestellt. Entlang der Allee entstehen auf vorhandenen Freiflächen mit der Bogenschießanlage, einer Mehrfachsporthalle sowie dem Sportfunktionsgebäude Fußball neue hochbauliche Impulse. Das vorhandene Leichtathletikstadion wird um ein Funktionsgebäude ergänzt. Mit Abschluss der Neubauten für Bogenschießen, Fußball und der Mehrfachsporthalle werden die die alten Gebäude zurück gebaut und dadurch die Flächen für die Neubauten der zweiten Stufe frei gemacht.

In der zweiten Stufe wird das Rahmenkonzept komplettiert und wichtige Bausteine im Freiraum sowie Hochbau ergänzt. Im Freiraum wird senkrecht zur Allee der Athleten eine zweite zentrale Freiraumachse angelegt. An der Kreuzung der Achsen entsteht dadurch das neue Zentrum des Sportforums. An diesem Kreuzungspunkt entsteht als zentraler Baustein der zweiten Entwicklungsstufe die neue Sportarena mit Hotel. Im Norden zum Auftakt der Nord-Südachse entsteht mit dem Neubau von Kita und Olympiastützpunkt eine neue Eingangs -und Auftaktsituation entlang der Fritz-Lesch-Straße. Am Standort der alten Olympiastützpunktes entsteht ein neuer Parkplatz für PKW und Busse, damit wird das unzureichende Stellplatzangebot im Norden kompensiert. Im Bereich des Sportleistungszentrum entsteht ein weiterer Internatsbau sowie eine zusätzliche 3-Feld Sporthalle.  Mit dem Umzug der Verwaltung in die ehemalige Jugendherberge wird simultan zur neuen Arena das Mobilitätshub errichtet. Das Hub entsteht als neuer Eingangsbaustein zum Auftakt der Allee der Athleten am Weißenseer Weg. In der zweiten Stufe wird parallel zum baulichen Rand auch die grüne Mitte mit den Sport– sowie Ausgleichs- und Retensionsflächen komplettiert. Der Freiraum wird mit der Vervollständigung des Cardio-Loops komplettiert. Dieser Rundweg fungiert als verbindendes Aktivband zwischen den einzelnen Teilbereichen des Sportforums.

Hochbau:

Die Architektur der Hochbauten orientiert sich an den Neubauten der jüngeren Vergangenheit (Kalthalle Eishockey, Lilli-Henoch-Sporthalle, Wurfhaus) und schreibt deren nachhaltige Holzbauweise und innovative Material- und Formsprache (Offenlegung von Tragwerken etc.) zukunftsweisend fort. Dadurch integrieren sich die Neubauten innerhalb der bestehenden Struktur, die neuen Gebäude sollen bewusst keine dritte oder vierte Architektursprache innerhalb des Sportforums erzeugen, sondern vorhandene Qualitäten fortschreiben und ergänzen. Die Neubauten arbeiten mit Fassaden- und Dachbegrünung, die Dachflächen werden teilweise (Mobility-Hub, Sportarena) begehbar gemacht um die Sportlandschaft aus einer anderen Perspektive erlebbar zu machen. Das bestehende Vereinshaus wird als Identitätsstifter in die Zukunft geführt und zu einem offenen Dach als Meeting und Infopunkt umgebaut.

Mobilität:

Das Erschließungskonzept setzt auf eine autofreie Vernetzung der Sportangebote im Inneren des Sportparks und bietet so den Sportlern und Besuchern eine sichere und konfliktfreie Durchwegung zu Fuß und per Rad. Der motorisierte Verkehr wird bereits am äußeren Ring mittels der Bestandsparkplätze sowie einem neuen Mobilty-Hub (500 Stellplätze) und einem neuen Parkplatz an der Fritz-Lesch-Straße abgefangen. Von den äußeren Parkmöglichkeiten sind es jeweils max. 300m bis in die Mitte des Sportforums. Der innere Sportpark ist über die zentralen Achsen eingeschränkt für Großveranstaltungen, Notfälle und mobilitätseingeschränkte Personen befahrbar, Behindertenparkplätze befinden sich auch im inneren Sportpark in unmittelbarer Nähe zu den Sportstätten. An den Haupteingängen sowie entlang des „Cardio-Loops“ befinden sich Fahrradstellplätze und Bike/Roller- Sharing für multimobile Umstiegsmöglichkeiten.

Nutzungsverteilung:

Dem Gesamtkonzept folgend, werden die Neubauten konsequent auf die Randbereiche verteilt um eine möglichst freie Mitte zu generieren. Deshalb wird für den Neubau der Sportarena ein zur Vorstudie alternativer Standort vorgeschlagen. Für das städtebaulich wenig raumbildende Verwaltungsgebäude wird mit der Umnutzung des ehemaligen Herbergsgebäudes ein neuer Standort gefunden, mit dem Mobilty-Hub entsteht an gleicher Stelle ein neuer Auftaktbaustein am westlichen Haupteingang. Mit dem Neubau von Kita und Olympiastützpunkt wird der nördliche Eingang ausdefiniert. Auf der Fläche des ehemaligen Olympiastützpunkt wird in der Logik der außenliegenden Parkierungsflächen ein eine neue Stellplatzfläche geschaffen um den Verkehr aus allen Richtungen frühzeitig zu bündeln. Für das ehemalige Vereinshaus wird ein Umbau zu einer offen Pavillon-Struktur vorgeschlagen. Mit der vorgeschlagenen Nutzungsverteilung werden einerseits Nutzungscluster für einzelne Sportarten aber auch Nutzungsverwandtschaften gezielt gesucht und gebildet (z.B. Kita, Verwaltung, Olympiastützpunkt).