Beitrag 1002 – 1. Rundgang

1. Entwicklungsstufe

2. Entwicklungsstufe

Vertiefungsbereiche

Modellfoto

Galerieansicht

bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Verfasser: Timo Herrmann
Mitarbeit: Martin Mengs, Yalan Wang

 Burckhardt + Partner, Berlin
Verfasser: Carsten Krafft
Mitarbeit: Sai Chawalitanont, Pablo Menendez, Per Köngeter, Alessandro Franco

Erläuterungstext Teilnehmer

Konzeption

Mit dem Konzept Olympiaforum Berlin wird ein Weg beschrieben, wie das heutige Sportforum Lichtenberg schrittweise in eine moderne urbane Sportanlage auf Weltniveau entwickelt werden kann. Dabei werden die bestehenden Strukturen aufgegriffen und unter den Gesichtspunkten einer modernen demokratischen Gesellschaft und dem Olympischen Gedanken von Pierre de Coubertin zu einem Ort für alle weitergebaut. Hierfür werden zwei grundlegende Maßnahmen vorgeschlagen:

  1. Sortierung und Zonierung der Sportarten zu Nutzungsclustern mit inkludiertem Freizeitsport
  2. ein nutzungsorientiertes und angemessenes Erschließungssystem

Die neu organisierten Sportcluster erhalten die fünf Farben der Olympischen Ringe. Diese finden sich in den Materialien und Belägen wieder und schaffen auf subtile Weise ein Leitsystem in der gesamten Sportanlage.

Um die Orientierung und Transparenz in die umliegende Stadt zu verbessern werden Eingangsplätze geschaffen, die zum einen von den städtebaulich präzise gesetzten Gebäuden und zum anderen über eine besondere und gleiche Material- und Ausstattungsverwendung einen hohen Wiedererkennungswert haben und die Menschen über die Funktionsbänder in das Olympiaforum leiten.

Städtebau

Ausgehend vom stark heterogenen Gebäudebestand entwickelt der Entwurf Gebäude und Freiräume zu einer Abfolge von Räumen, in der jeder Sportart sowie jedem Funktionsgebäude ein Ensemble aus Bauten und zugehörigen Freibereichen zugeordnet ist. Hierzu werden zur Schaffung eines zukunftsfähigen Sportcampus die bestehenden Bauten einbezogen. Die netzartige Struktur des Campus ist thematisch belegt mit Sportarten sowie strukturell mit Gebäuden und Freiflächen.

Mittig innerhalb des Rasters befindet sich ein zentraler Platzraum. Funktionell werden hier Olympiastützpunkt, die geforderten großen Sporthallen und die Arena angeordnet. Weitere Nebenfunktionen, wie sportmedizinisches Zentrum, Gastronomie, Gewerbe und Hotel wurden integriert. Städtebaulich-strukturell befindet sich hier das neue Zentrum – das Olympiaforum. Als zentraler Platzraum mit den (in der Endausbaustufe) publikumsintensivsten Nutzungen und umfahren von einer ringförmigen Erschließung grenzt dieser Raum an alle Nutzungsbereiche an. Von hier aus werden alle Sportarten erschlossen, alle Verkehre sternförmig verteilt.

Betreten wird das Olympiaforum über den neugestalteten Zugangsplatz. Zwischen Bestandssporthalle und den geplanten Neubauten an der Kreuzung Weißenseer Weg / Konrad-Wolf-Straße sowie dem Gebäude der Pforte wird ein Platzraum aufgespannt. Den nördlichen Abschluss bildet die neue Bogenhalle. Dreiseitig gefasst empfängt der Platz Sportler und Zuschauer und leitet diese in die zu den einzelnen thematisch geprägten Clustern weiter. Angrenzend an die Bogenhalle befindet sich das neue Funktionsgebäude für den Fußball. Dies ist räumlich eng verknüpft mit den entsprechenden Freiflächen und dem Stadion für die Fußballer.

Nördlich von Bogenhalle und Funktionsgebäude wird der Beachbereich angesiedelt. Neben der neuen Halle für den Beachhandball sowie der erforderlichen Freispielfläche werden hier, in enger Verknüpfung mit der Bogenhalle, die Außenbereiche des Bogensports realisiert.

Nördlich und östlich des neuen Zentrums werden die Bereiche Leichtathletik sowie Street Sports angesiedelt. Durch die Lage am westlichen Rand des Olympiaforums wird hier baulich, neben den für den Sport erforderlichen Gebäuden (Funktionsgebäude und Tribünenüberdachung), auch das spätere Mobility-Hub errichtet. Dies wird eine Parkfläche für die Verkehre der Zukunft, welche Raum für ruhende Verkehre schafft, wie PKW, Elektromobilität, Räder, E-Mobilität, Sharing-Konzepte. Die Anlage für den Street Sports verfügt städtebaulich über keine Neubauten, integriert jedoch die bestehende Kalthalle. In einem den Geschwindigkeiten der Sportler angepassten Belag werden hier Rad- und Skatebahn angesiedelt, ergänzt um weitere Sportarten, wie Skaten, Inliner, Stunt-Scooter, Calisthenics, Street-Ball, etc.

Von Leitbäumen geprägt, durch die klare Struktur aus Straßen und Wegen und den spezifischen Farbcodierungen, wird dem Nutzer eine leichte Orientierung ermöglicht. Keine Sportart ist weiter als zwei Felder entfernt. Alle Sportarten werden jeweils auf einem Cluster gebündelt.

Auf dem Gelände der Sportschule werden die neuen Volumen des Internats sowie der Sporthalle genutzt, um einen räumlichen Abschluss zum Orankeweg zu bilden. Dadurch wird der Bereich des Schul- und Leistungssportzentrums als eigener Campus am Rande des Olympiaforums räumlich aufgewertet, eine klare Zonierung von “Innen und Außen”, Straße und Hof, geschaffen.

Bauphasen

In der ersten Ausbaustufe bis 2025 werden die Grundlagen für die zukünftige Gestaltung des Olympiaforums als moderner zukunftsfähiger Campus für das 21. Jahrhundert gelegt. Ausgehend von den konkreten benötigten Gebäuden und Nutzungen ist folgender Ablauf angedacht:

  1. Neubau der Bogenhalle (interimsmäßige Schaffung der Außenfläche Bogensport bis zum Umzug der Skatebahn)
  2. Abriss der bestehenden Bogenhalle und Neubau des Funktionsgebäudes Leichtathletik
  3. Neubau Olympiazentrum, Verwaltung, Hotel und Gastronomie

Neben dem Neubau der Gebäude werden die entsprechenden infrastrukturellen Maßnahmen ebenfalls realisiert, d.h. Straßen, Medien, Entwässerungsanlagen, etc.. Der zentrale Platz innerhalb des Patches aus Sportclustern sowie das zentrale Gebäude können jeweils sukzessive nach Norden erweitert werden, um die anstehenden Bauabschnitte und Nutzungen aufnehmen zu können. Dabei funktioniert das Gebäude als “back-to-back”-Lösung, bei der die Abschnitte sukzessive aneinandergereiht werden.

In der zweiten Entwicklungsstufe werden die weiteren funktional erforderlichen Nutzungen realisiert. Ebenfalls in der zweiten Stufe erfolgt der Umbau der Fritz-Lesch-Straße. Als Haupterschließung für das Schul- und Leistungssportzentrum, sowie als Aufnahmefläche für die Verkehre während Sportveranstaltungen, werden hier Busparkplätze sowie das Mobility-Hub vorgesehen. Durch die Umverlegung der Funktionen, wie z.B. Skatebahn und Fußballplätze, werden thematisch gegliederte Sportcluster geschaffen. Die notwendigen baulichen Strukturen werden jeweils thematisch zugeordnet in diese Felder eingeschrieben.

Das Olympiaforum

Das neue Olympiaforum umschließt die Arena, das Olympiazentrum und weitere Nutzungen, wie z.B. Verwaltung, Gastronomische Einrichtungen, Fanshops, sowie sportmedizinische Angebote. Es bildet das Herzstück aller Sportanlagen im Berliner Nord-Osten. Hier treffen sich alle Sportarten, Sportler und Besucher. Es ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Die multicodierte Platzfläche ist sowohl städtischer Platz, Sportbereich, Treffpunkt, und ein experimenteller Ort für zukünftige Trendsportarten. Die Rundbänke in den Farben der Olympischen Ringe sind mobil und können auf der Platzfläche individuell angeordnet werden.

Die Baukonstruktion ist in drei Phasen aufgeteilt, um den Bauprozess effizient terminlich und ökonomisch zu organisieren. Am Anfang steht das „Olympiazentrum“ als erster Abschnitt in der Entwicklungsstufe bis 2025, welches als Treffpunkt für Sportler, Besucher und Nachbarschaft in Form eines überdachten öffentlichen Platzes fungieren soll. In der nächsten Entwicklungsstufe werden sukzessiv die Dreifach-Hallen und die Arena angefügt. Jede Phase ist bestimmt durch Ihre Nutzung. Zwischenzeitlich ist es somit möglich, die Räumlichkeiten und Flächen in Teilen zu nutzen.

Bogenhalle

Sobald die neue Bogenhalle in der ersten Phase errichtet wird entsteht ein Erkennungsmerkmal im Hauptzugangsbereich des Olympiaforums. Die Bogenhalle soll aus einer leichten und schnell auszuführenden Baukonstruktion sein, um eine kurze Bauphase zu gewährleisten. Somit kann das Leichtathletikzentrum kurzfristig nach Errichtung der neuen Bogenhalle auf der gleichen Stelle nachgezogen werden.

Funktionsbänder

Die Funktionsbänder führen alle Besucher und Nutzer der Sportanlagen in das Zentrum des Olympiaforums. Sie dienen der komfortablen Erschließung für Fußgänger und Radfahrer und auch dem MIV als Einbahnverkehr auf einer separaten Fahrspur. Dabei werden Verschränkungen der Verkehrsströme minimiert und eine Übererschließung vermieden. Die Funktionsbänder stellen aber auch Laufstrecken dar und dienen dem täglichen Ausdauertraining für Profi- und Freizeitsportler. Im Randbereich zu den Sportclustern wird ein Streifen aus wassergebundener Wegedecke mit offenen Rinnen, Regenwassermulden, Fahrradparkern, Leuchten und Langbänken angeordnet. Ulmen markieren das Erschließungssystem der Funktionsbänder und verbinden das Olympiaforum zu einer Gesamtanlage.

Sportcluster

Beach Club – Die neue Strandhalle wird mit modernen Materialien errichtet, um den Bestand durch eine neue Zeitschicht, der aktuellen, zu ergänzen. Tennenflächen, als Spielfelder mit Sand und Kies als Fallschutzbelag, lassen den Beachbereich in verschieden Gelbtönen erstrahlen. Hier trifft Leistungssport auf einen Hauch von Freizeitvergnügen und Urlaubsfeeling. Bewegungsfördernde Spielangebote, ein Boulderfelsen und eine Beachbar schaffen Angebote für die Sportler aber auch für die Bewohner der umliegenden Quartiere und beleben das Olympiaforum zusätzlich. Die neue Trainingshalle der Beachhandballer komplettiert das Angebot und schafft allwettertaugliche Trainingsmöglichkeiten.

Street Sports – Der Rad- und Rollsportbereich bekommt einen glatten dunklen Asphaltbelag mit Bodenmarkierungen. Viele Urbane Sportarten werden mit den Trainingsanlagen des Leistungssports auf dieser Fläche zusammengebracht und schaffen ein symbiotisch dynamisches Miteinander.

Eissport – Das Eissportareal erhält einen blauen Farbasphalt mit recyceltem Glassplitt in der Deckschicht. So entsteht das Bild einer glitzernden Eisfläche im Sonnenlicht und eine Transformation der Hallennutzungen in den Freiraum wird geschaffen. Die geschwungenen Linien der Pflanzungen und Wegeführung erinnern dabei an die dynamischen Spuren, die Schlittschuhe im Eis hinterlassen. Mit einer Effektbeleuchtung durch Gobo-Projektoren für Wege und Fassadenflächen können Eiswelten erzeugt oder Wettkampfergebnisse dargestellt werden. Die bereits im Bestand vorhandenen Winterlinden werden zum Leitbaummotiv des Eissportbereichs entwickelt. Blauglocken-Bäume markieren die Eingänge der jeweiligen Sportstätten.

Soccer Area – Der neue Fußballtrainingsbereich erstrahlt in frischem Grün. Rasen und Kunstrasenplätze laden zum Training und zu Wettkämpfen ein. Nach Süden erhalten die Sportflächen einen Gehölzsaum als visuelle Abgrenzung zur angrenzenden Bebauung. Mobile Tribünen ermöglichen es Besuchern, den Sportlern beim Training zuzusehen und diese anzufeuern. In der Soccer Area gibt es überwiegend Rasen und Kunstrasen. Abseits der Spielfelder sorgen extensive Wiesen für ein grünes und naturnahes Umfeld. Notwendige Erschließungswege zwischen den Spielfeldern und in den Eingangsbereichen der Gebäude werden in Tenne und Farbasphalt hergestellt.

Leichtathletik – Die rote Farbe von Aschenbahnen generiert die assoziative Farbcodierung für das Funktionsgebäude der Leichtathletik. Das Leichtathletikstadion erhält eine überdachte Tribüne. Gegliedert wird der Leichtathletikbereich durch bepflanzte Gräserhügel mit Birken. Sie lenken die Besucher und trennen sie von den Wurfbereichen der Leichtathletikdisziplinen ab. Die Laufbahnen werden in rotem Tartan hergestellt.

An der Fritz-Lesch-Straße entsteht ein Mobility-Hub. Hier werden alle erforderlichen Stellplätze für diverse Fahrzeugarten realisiert. Von hier aus erreicht man alle Sportstätten auf kurzem Weg.

Ideenteil – Recreation area

Bei der sanften Umwandlung der Friedhofsfläche in eine Parkanlage werden Ruhe- und Erholungsangebote für die Sportler, Schüler und Anwohner geschaffen. Die Kriegsgräber werden respektvoll in die Gesamtanlage integriert.

Ideenteil – Schul- und Leistungssportzentrum

Die Kiss&Ride-Zone der Schule wird zukünftig an der Herberge und später am Mobility-Hub verortet. Dieser Weg scheint für Schüler einer Sportschule angemessen. Über die Parkwege und die Naherholungsangebote wird das Schulzentrum stärker an die südlich gelegenen Sporteinrichtungen angebunden.

Nachhaltigkeit / Wirtschaftlichkeit

Die robuste und einfache Grundstruktur erlaubt es, mit minimalen Mitteln eine hochwertige Neugestaltung des heutigen Olympiaforums herzustellen. Klare städtebauliche Setzungen geben dem Ort eine angemessene Erscheinung und werten ihn im Sinne einer gesamtheitlichen Gestaltung auf. Dabei wird auf regionale, nachhaltige und robuste Materialien und eine einfache Formensprache gesetzt. Ein zero waste management während der stufenweisen Realisierung setzt neue Maßstäbe bei der effizienten Umsetzung städtischer Bauvorhaben.

Regenwassermanagement

Das gesamte Regenwasser der Dach- und Wegeflächen wird über ein offenes System aus Mulden gesammelt, verteilt und zur Verdunstung bzw. Versickerung gebracht. Dazu finden sich im gesamten Olympiaforum Rinnen, Mulden und Retentionsbecken, die wie selbstverständlich gestalterisch in die Gesamtanlage integriert sind. Das ist äußerst kostengünstig und ökologisch wertvoll.

Erschließung

Das Erschließungskonzept setzt auf die Verkehrswende. Gleichberechtigung und Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer durch weniger Autos, mehr Sharing, mehr ÖPNV. Das Olympiaforum soll autofrei werden, daher werden die Parkplätze dezentral im Randbereich vorgesehen. Dropoff-Flächen für Busse und Aufstellflächen für Übertragungswagen sind an den Sportstätten verortet. Die innere Erschließung erfolgt über einen Einrichtungsverkehr als shared surface, das spart versiegelte Flächen. Nur auf der Fritz-Lesch-Straße wird es weiterhin ein Zweirichtungsverkehr als Tempo 30 geben.