Phase 1 – 1013 (ausgewählt)

bbzl böhm benfer zahiri landschaften städtebau, Berlin
Verfasser: Ulrike Böhm, Katja Benfer, Dr. Cyrus Zahiri
Mitarbeit:

Sportforum Berlin Lichtenberg

Die anstehenden Veränderungen des Sportforums eröffnen zwei wichtige Chancen: Zur Zeit ist das Sportforum überwiegend ein Ort für Sportler – künftig wird sich das Areal auch stärker für die Stadtgesellschaft öffnen. Anknüpfend an die stadtökologischen Funktionen des Berliner Nordostens können die anstehenden Neuordnungen einen wichtigen Beitrag zu Klimaresilienz und innovativem Wassermanagement leisten. Dazu werden folgende entwurflich-räumliche Setzungen vorgeschlagen:

  • Wegegerüst: Das Areal wird durch ein übersichtliches Wegegerüst gegliedert. Die Erschliessung verbindet die angrenzenden Stadtbereiche und Grünräume miteinander.
  • Grüner Campus: Innerhalb des Forums entsteht ein Campus als langgestreckte grüne Fuge. Die Fläche richtet sich bewusst an alle Teile der Stadtöffentlichkeit und kombiniert dazu unterschiedliche Angebote zu Aufenthalt, Sport und Spiel. Sie unterstützt zudem die bestehende Kaltluftleitbahn und knüpft im Norden und Süden an bestehende Grünflächen an.
  • Sport-Cluster: Wegegerüst und grüner Campus gliedern das Areal in vier Cluster mit jeweils eigenem Themen-Schwerpunkt. Die Cluster bündeln bestehende und neu hinzukommende Sportangebote. Die Schwerpunktbildung vereinfacht die Orientierung vor Ort und unterstützt Synergien.
  • Wetlands / Schwammstadt: Zusammen mit dem Wegegerüst entsteht auf dem Areal ein zusammenhängendes Muldensystem als aufeinander abgestimmtes Entwässerungssystem. Damit kann das anfallende Oberflächenwasser vor Ort versickern. Gleichzeitig gliedern die Modellierung das Areal und unterstützt die Orientierung.

Wegegerüst / Erschließung

Zu Gunsten eines hohen Grünanteils werden die Wege- und Erschließungsflächen auf ein Minimum reduziert. Vorgeschlagen wird ein einfaches und übersichtliches Gerüst bestehend aus zwei durchlaufenden Hauptwegen und zwei seitlichen Kurzschlüssen zur Fritz-Lesch- und zur Konrad-Wolf-Straße. Die Hauptwege unterscheiden sich klar von den Zugangsbereichen und den inneren Wegesystemen in den jeweils angrenzenden Sportclustern. Das Wegegesrüst öffnet das Areal und verknüpft es stärker mit den umliegenden Stadt- und Grünräumen. Dazu gehören die KGAs ‘Langes Höhe’ und ‘Am Volkspark’, der St. Andreas und St. Markus Friedhof, das Schul- und Leistungssportzentrum sowie die neuen Quartiere entlang der Hohenschönhauser Straße/Konrad-Wolf-Straße.

Für den öffentlichen MIV ist das Sportforum vom Haupteingang am Weißenseer Weg bis zum neuen Parkhaus hinter der Großen Sporthalle befahrbar. Zufahrtsberechtigte NutzerInnen können darüber hinaus den verkehrsberuhigten Erschließungsring von der Fritz-Lesch- und der Konrad-Wolf-Straße befahren. An den beiden Zugängen sind zusätzlich Kiss-and-Ride-Zonen vorgesehen.

Grüner Campus und Sport-Cluster

Der Campus dient als Identifikations- und Orientierungsmerkmal für das Sportforum. Bewusst zeigt er unterschiedliche Sport- und Bewegungsformen auf – in einer Spannbreite zwischen regelbasiert und frei. Gleichzeitig illustriert er die besonderen stadtökologischen Funktionen des Areals.

Die Campusfigur greift den südwestlich angrenzenden Grünzug auf und verbindet ihn mit dem nordöstlich anschließenden Friedhofsareal. Darüber hinaus werden Ober- und Orankesee entlang des ‘Grünen Wegs Hönow’ angebunden. Dazu wird vorgeschlagen, dass der ‘Grüne Weg’ von der Fritz-Lesch-Straße in den Campus verlegt wird. Er verbindet den Haupteingang entlang der nördlichen Hauptachse über den Friedhofsbereich mit dem Orankesee.

Der Campus richtet sich insbesondere an die Stadtöffentlichkeit und bietet dazu ein breites Angebot an Aufenthalts-, Sport- und Spielmöglichkeiten an. Bewusst werden hier Sportangebote integriert, die auch durch den Breiten- und Schulsport genutzt werden. Dazu gehören Radtrainingsstrecke, Skatingbahn, Calisthenics- und Spielgeräte sowie Spielfelder (Fußballtraining). Ergänzend vorgesehen sind Orte, die bewusst nutzungsoffen bleiben, um niedrigschwellige und weniger formelle Sport- und Bewegungsarten zu ermöglichen.

Entlang des zentralen Campus werden mehrere Bauten vorgeschlagen, die öffentliche Nutzungen aufnehmen: Am Haupteingang und an der Zuwegungen von der Fritz-Lesch-Straße befinden sich Pavillons sowie ein vorgeschlagener neuer Kopfbau am Eingang der Eissporthalle. Zu den hier geeigneten Nutzungen gehören Cafés, Speiseangebote (Imbiss, Bistro), Sanitäranlagen, Dusch-Bereiche, Fan-Shops sowie ein kleiner Nahversorger.

Die Sport-Cluster bündeln sich ergänzende Sportarten und ermöglichen so kurze Wege und Synergien. Funktionsgebäude, Sporthallen und Außenanlagen stehen dabei in direktem Bezug zueinander und unterstützen sich funktional. Die vorgeschlagene Hierarchisierung erleichtert die Orientierung. Gleichzeitig entstehen jeweils überschaubare sowie störungsarme Umgebungen für den Leistungssport, für intensives Training und für konzentriertes Arbeiten.

Wetlands / Schwammstadt

Auf den Gesamtflächen wird das anfallende Oberflächenwasser vor Ort versickert. Die dazu notwendigen Muldenflächen sind Teil eines aufeinander aufbauenden Kaskadensystems: Alle Teilflächen verfügen über eigene, unabhängige Verdunstungs-, Versickerungs- und Retentionsflächen. Ergänzt wird dieses Angebot, wo baulich möglich und sinnvoll, durch Dachbegrünung und eine Sammlung des Niederschlagswassers in Zisternen. Bei Starkregenereignissen können die Becken in angrenzende Entwässerungsflächen überlaufen, die wiederum zu Rückhaltebecken an tiefer gelegenen Bereichen des Sportforums führen.

Bewusst wird das Entwässerungssystem auch als räumliches Element verstanden und eingesetzt.  Es unterstützt das Wegegerüst, fasst die jeweiligen Cluster ein und gliedert damit das Gesamtareal. Die topografische Ausprägung der Mulden unterstützt die Ablesbarkeit der Campusfläche. Die Fläche wird durch eine Abfolge an Mulden und Verdunstungsinseln begleitet.

Ideenteile Schul- und Leistungssportzentrum und Friedhof

Das Schul- und Leistungssportzentrum wird um einen Internatsbau sowie eine 3-Feld-Sporthalle erweitert. In direktem Bezug zum Schulgebäude ist ein Pavillon als grünes Klassenzimmer und für das außerunterrichtliche Ganztagsangebot vorgesehen. Die schulbezogenen Freiflächen werden ergänzt um zusätzliche Aufenthalts- und Aneignungsmöglichkeiten sowie durch Spiel- und Sportangebote. Im Bereich der neuen 3-Feld-Sporthalle werden 30 PKW-Stellplätze in das Erschließungssystem eingefügt. Ergänzend sind Fahrrad- und E-Bike-Stellplätze an zentralen Orten auf dem Gelände verortet.

Die ehemalige Friedhofsfläche der Friedhöfe St. Andreas und St. Markus wird über die Verlegung des ‘Grünen Wegs’ in das Wegekonzept eingebunden. Dazu werden ergänzende Eingänge über den grünen Campus und über die Fritz-Lesch-Straße vorgeschlagen. Neben dem geplanten Zugang ist nach Möglichkeit ein zweiter, ergänzender Eingang zur Friedhofsfläche vom grünen Campus aus vorgesehen. Damit wird die Friedhofsfläche als eigenständiges Element in den Grünzug zwischen Volkspark Prenzlauer Berg und Orankesee eingebunden. Dabei sollen die Eigenarten der Alleefriedhöfe erhalten bleiben. In Abwägung zu den Aspekten Sicherheit und Orientierung ist stellenweise eine Auflockerung der Gehölzstruktur zu prüfen.

Phasierung

Der Entwurf berücksichtigt die, in der Auslobung beschriebene Phasierung sowie die sich daraus ergebenden Restriktionen und Bindungen. Während der ersten Entwicklungsstufe bis 2025 können alle geplanten Maßnahmen (vgl. Auslobung S. 61 ff.) unter Einbeziehung des Bestands realisiert werden. Zeitgleich erfolgt die Umsetzung von Teilen des Wege- und Freiraumsystems. In der zweiten Entwicklungsstufe erfolgt dann die vollständige Umsetzung des Entwurfs. Der Baumbestand, insbesondere die wegebegleitenden Baumreihen- und Alleen, bleibt weitgehend erhalten.

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